Von 1834 bis 1836 wurde das Kasseler Ständehaus nach Plänen des Architekten Julius Eugen Ruhl errichtet, angelehnt an den Stil der italienischen Hochrenaissance. Es war das erste für ein Parlament errichtete Gebäude in Hessen. Hier tagte die kurhessische Ständeversammlung. Diese wurde nach der Annexion Kurhessens durch Preußen 1868 durch die Kommunal- und Provinziallandtage abgelöst. Für die Verwaltung des neuen preußischen Bezirkskommunalverbandes im Regierungsbezirk Kassel baute man von 1904 bis 1906 einen rückwärtigen Bürotrakt an. Die Gestaltungsentwürfe stammen von Prof. Friedrich von Thiersch.
1933 beendeten die Nationalsozialisten die Zeit der kommunalen Selbstverwaltung. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte mit der Verbandsversammlung des LWV ein demokratisch legitimiertes Parlament in das historische Palais zurück.
Entwurf von Arnold und Paul Bode
Das Ständehaus wurde in der Bombennacht vom 22. auf den 23. Oktober 1943 beschädigt und Anfang der 1950er Jahre wieder hergestellt. Dabei wurde der Ständesaal nach einem künstlerischen Entwurf des späteren documenta-Gründers Prof. Arnold Bode und seines Bruders, des Architekten Paul Bode, völlig neu gestaltet. Unverkennbar ist die charakteristische Innenarchitektur der fünfziger Jahre.
Hessisches Sozialparlament
Mit der Gründung des LWV Hessen 1953 wurde das Ständehaus Hauptsitz des Verbandes. Die Verbandsversammlung als oberstes Beschlussorgan des LWV tagt regelmäßig im Ständesaal. Mit ihren Beschlüssen gestalten die Abgeordneten der Verbandsversammlung maßgeblich die soziale Infrastruktur in Hessen. Deshalb spricht man auch vom Hessischen Sozialparlament.
In den letzten Jahren öffnete sich das Ständehaus mehr und mehr für Ausstellungen, Konzerte und Veranstaltungen. 2010 wurden der Ständesaal, die zwei benachbarten Sitzungssäle und das repräsentative Foyer barrierefrei umgebaut und renoviert. Die mit moderner Informationstechnik ausgestatteten Räume mit insgesamt 340 Sitzplätzen werden heute für externe Veranstaltungen vermietet.