Priscilla Bossaerts ist 20 Jahre alt und hat beim Landeswohlfahrtsverband in der Hauptverwaltung Kassel die Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten absolviert. Im Anschluss wurde sie übernommen. Sie arbeitet im Fachbereich Zentrale Verwaltungsangelegenheiten.
KASSEL. Eigentlich hätte ich gerne Abitur gemacht, das war aber aus persönlichen Gründen nicht möglich, so dass ich mich nach der zehnten Klasse erst einmal für eine Ausbildung entschieden habe. Eine Nachbarin, die selbst für den LWV arbeitet, hat mich auf die Ausbildungsmöglichkeiten beim LWV aufmerksam gemacht. Ich habe mich im Internet über den LWV informiert, denn ich wusste nicht so viel darüber. Mir hat gefallen, dass der LWV Hilfen für behinderte Menschen bietet. Ich hatte selbst schon mal mit dem Gedanken gespielt, Förderschulpädagogik zu studieren. Allerdings bin ich nach einem Betriebspraktikum in einer Förderschule wieder davon abgekommen, da diese Ausbildung mehrere Studiengänge beinhaltet hätte. Aber interessiert hat es mich nach wie vor. Und ich hatte eine Vorstellung davon, was die Aufgaben des LWV sind, welche Leistungen er finanziert.
Ich habe mich dann für die Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten entschieden. Auf meine Bewerbung hin wurde ich zum Test und Gespräch eingeladen. Das lief alles sehr gut und ich bin genommen worden. In der Ausbildung habe ich viele Abteilungen kennen gelernt. Ich hatte in der Regel das Gefühl, dass einem recht schnell Vertrauen geschenkt wurde. Ich habe auch immer viele Fragen stellen können. Nach der Einarbeitung durfte ich selbstständig arbeiten. Klar wurde kontrolliert, das muss ja sein. Man darf auch Fehler machen - die man dann korrigiert. Das ist kein Problem, das gehört dazu. Was mir nicht so gut gefallen hat, ist der ständige Wechsel zwischen Arbeit und Unterricht, der an zwei Tagen in der Woche stattfindet. Besser wäre meiner Meinung nach eine Woche Schule, zwei Wochen arbeiten. Dann wird man nicht immer wieder so rausgerissen aus dem, was man gerade macht. Zur Berufsschule im ersten Lehrjahr kam im zweiten und dritten Lehrjahr noch das Verwaltungsseminar hinzu und die dienstbegleitende Unterweisung im Verwaltungsseminar. Teils war es so, dass wir nach der achten Stunden Schule noch für eine Stunde auf die Arbeit mussten - das finde ich nicht so gut. Auch wenn wir vom LWV das Glück haben, dass das Verwaltungsseminar ganz in der Nähe von unserem Arbeitgeber liegt.
Ich bin jetzt in der Jugend- und Auszubildendenvertretung. Diese Aufgabe macht mir sehr viel Spaß und wir haben in diesem Rahmen das Thema auch schon mal vorgetragen. Vielleicht ändert sich da ja künftig etwas.
Warum ich die Verwaltungsarbeit mag? Ich habe es gerne gut strukturiert, arbeite auch gerne Aktenvorgänge ab, arbeite gerne am PC. Seit ich übernommen wurde, bin ich in der Abteilung Zentrale Verwaltungsangelegenheiten. Dort bestelle ich Büromaterial für alle Abteilungen und bin etwa die Hälfte meiner Zeit in der Telefonzentrale, wenn dort Bedarf ist. Am besten gefallen hat mir in der Ausbildung der Leistungsbereich, dort wäre ich gerne nach meiner Ausbildung untergekommen. Am liebsten in der Blindengeldstelle. Mir hat dort gut gefallen, dass die Abläufe sehr klar geregelt und standardisiert sind. Man muss nicht so viel frei und selbst entscheiden, sondern weiß ganz genau, welcher Arbeitsschritt als nächster kommt. Am Telefon hat man auch mit den Antragstellern persönlich zu tun. Das ist schön.
Sven Möbus ist 29 Jahre alt und hat sich für ein duales Studium entschieden. An der Hochschule für Polizei und Verwaltung hat er den Studiengang Allgemeine Verwaltung belegt und absolviert den praktischen Teil des Studiums als Inspektoranwärter beim Landeswohlfahrtsverband. Zur Zeit schreibt er seine Abschlussarbeit, die Thesis, und wird in diesem Jahr das Bachelorstudium abschließen. Damit hat er gute Aussichten auf ein Beamtenverhältnis im gehobenen Dienst – zunächst auf Probe.
WIESBADEN. Mir gefällt der duale Studiengang sehr gut. Ich empfinde es als Luxus, im Klassenverband studieren zu dürfen. Das Studium teilt sich auf in Theorie an der Hochschule und den praktischen Teil, den ich beim Landeswohlfahrtsverband absolviere. Das geschieht im Wechsel – in der Regel drei Monate Hochschule, drei Monate hier in der Verwaltung in Wiesbaden. An der Hochschule studieren auch Kollegen von der LWV-Regionalverwaltung Darmstadt und Anwärter aus anderen Behörden. Das Studium setzt sich aus unterschiedlichen Modulen zusammen wie Verwaltungshandeln oder ökonomisches Handeln. Jedes Modul muss mit einer Prüfungsleistung abgeschlossen werden, entweder mit einer Klausur, einer Hausarbeit, einer mündlichen Prüfung oder einer Präsentation. Etwa nach der Hälfte der Studienzeit gibt es zentrale, vierstündige Klausuren. Am Ende des Studiums stehen das Kolloquium und die Thesis. Mein Thema ist die Einarbeitung neuer Mitarbeiter im Leistungsbereich – ganz praktisch an den Bedingungen des LWV orientiert.
Im Vergleich zu einem Universitätsstudium haben wir es in diesem verschulten System sehr komfortabel. Denn wir müssen uns kaum um Organisatorisches kümmern. Zudem werden wir von den Ausbildern unterstützt, zum Beispiel wenn wir unseren Praktikumsbericht schreiben müssen. Der LWV trägt auch die Kosten der Ausbildung zusätzlich zu meiner monatlichen Vergütung, die mit 1.083 Euro schon sehr gut ist.
In der praktischen Phase arbeitet man drei Monate im Bereich der Eingliederungshilfe für behinderte Menschen oder im Integrationsamt. Mir gefällt die Arbeit der Sachbearbeiter, die teils einen großen Ermessensspielraum haben und über die Akten viel Einblick in den jeweiligen Fall bekommen. Der Studiengang sieht aber auch vor, dass die Bereiche allgemeine Verwaltung, Finanzen und Personal abgedeckt werden. Ich war im Fachbereich Personal der Regionalverwaltung Darmstadt und in der Rechenstelle. Und ich habe ein Außenpraktikum im Ordnungsamt der Stadt Rüdesheim absolviert. Etwas schade finde ich, dass wir im Rahmen der Ausbildung nicht auch mal in der Hauptverwaltung in Kassel eingesetzt werden.
Ansporn
Zum Landeswohlfahrtsverband hat mich zunächst der Zufall geführt. Ich hatte schon eine Ausbildung zum Industriekaufmann gemacht, anschließend war ich auf der Fachoberschule für Wirtschaft und Verwaltung und habe dann in Marburg, meiner Heimatstadt, BWL studiert. Über private Kontakte habe ich vom LWV erfahren. Das hat mich sofort angesprochen. Ich bin keiner, der als Sozialarbeiter geeignet wäre. Aber ich finde es schön, wenn ich mit meiner Arbeit anderen Menschen helfen und etwas Gutes bewirken kann. Das spornt mich an.