Doch nicht nur die Zahl der Besucherinnen und Besucher ist größer geworden, auch ihre Bedürfnisse sind unterschiedlicher. „Manche wärmen sich auf und halten ein Schwätzchen bei Kaffee oder Tee. Andere kommen zur Beratung, holen ihre Post ab oder lassen sich in der Straßenambulanz medizinisch versorgen“, beschreibt Frölich.
LWV-Fachtag: Blick über den Tellerrand
Mit rund 60 anderen Expertinnen und Experten der ambulanten Wohnungslosenhilfe ging Frölich jetzt bei einem Fachtag des LWV Hessen in den Austausch. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Wohnungsnotfallhilfe. „Das unterste Netz“, wie es Frölich eindringlich beschreibt. „Nach uns kommen nur noch die Straße, das Krankenhaus und der Friedhof.“ Ulrike Gote, Erste Beigeordnete des LWV Hessen, lud die Teilnehmenden ein „sich mit allem einzubringen und Lösungen zu entwickeln, die in der Praxis nottun.“
Besondere Herausforderungen für die Beschäftigten der Wohnungsnotfallhilfe seien die steigende Zahl an psychisch kranken Menschen, die zunehmende Aggression und Sprachbarrieren. Der Fachtag bot die Gelegenheit, aktuelle Probleme zu benennen, konkrete Lösungsansätze zu finden und zukunftsweisende Weichen zu stellen. Stephan Lichtblau, Leiter für den Funktionsbereich Leistungen nach § 67 SGB XII beim LWV Hessen, stellte als Fazit abschließend fest: „Man muss das System an die Leute bringen und danach die Leute in das System.“
Als ein wichtiger Bestandteil der ambulanten Wohnungslosenhilfe wurde die Vernetzung hervorgehoben. Auch für Frölich ein wichtiger Aspekt: „Mir ist es immer wichtig zu schauen, was andere machen, wie sie Probleme lösen."
Sozialpädagogische Unterstützung
Erkenntnisse, die sie jetzt wieder in die Teestube mitnimmt. Und für Klienten wie Oguz nutzen kann. Er wohnt seit eineinhalb Jahren in einer eigenen Wohnung und erhält sozialpädagogische Unterstützung (§ 67 SGB XII) bei der Bewältigung seines Alltags. Davor lebte er im Z14, einem Wohn- und Übernachtungsheim für wohnungslose Männer in Darmstadt. Die Teestube gehört weiterhin zu seinen Anlaufstellen. „In der Teestube wasche ich meine Wäsche. Im Frühjahr nehme ich gerne an den angebotenen Fahrradtouren teil. Den ganzen Tag alleine halte ich nicht aus. Um Leute zu treffen, gehe ich auch zu ‚ZwischenRäume Darmstadt‘. Dort besuche ich einen Kochkurs“, erzählt Oguz.
Dem Leben Sinn geben
„Die Menschen, die zu uns kommen, haben oft keine Familie oder Freunde. Gemeinsam Geburtstag oder Weihnachten feiern gibt es für sie nicht. Isoliert zu sein und sich nicht als Teil einer Gemeinschaft zu fühlen ist eine sehr große soziale Schwierigkeit“, sagt Frölich. „Das gilt es in einer Einrichtung wie der Teestube aufzubrechen."
Auch, den Menschen wieder einen Sinn im Leben zu geben. Bei uns können sie sich in die Gemeinschaft einbringen, indem sie kleine Aufgaben übernehmen. Das baut das Selbstbewusstsein auf und gibt ein Gefühl von Wertigkeit.“ Auch Volker hilft gerne mit. „Jetzt im Herbst fege ich das Laub im Hof zusammen. Sonntags gehe ich immer in die Kirche. Bald gibt es dort einen Brunch. Da helfe ich dann beim Tische aufbauen.“