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Die Teestube in Darmstadt als Beispiel für eine niedrigschwellige Hilfeeinrichtung

Engagiert für wohnungslose Menschen

Fachberatungsstellen und Tagesaufenthaltsstätten sind niedrigschwellige Hilfeeinrichtungen für wohnungslose Menschen: für diejenigen, die in Notunterkünften untergebracht sind, die auf der Straße leben oder die darauf angewiesen sind, mal hier und mal da, bei Bekannten oder Fremden, zu übernachten. Ihnen allen stehen die Angebote der Wohnungslosenhilfe zur Verfügung. Eine dieser Einrichtungen ist die Teestube KONKRET in Darmstadt. 

Im Warmen sitzen und etwas Heißes trinken für kleines Geld, Wäsche waschen oder auch Computer und freies WLAN nutzen: Die Gründe für einen Besuch der Teestube KONKRET in der Alicenstraße 29 in Darmstadt sind vielfältig. Auch Volker schaut regelmäßig vorbei, und das schon seit Ende der 90er Jahre. „Seit drei Jahren habe ich eine Wohnung im Schwarzen Weg. Trotzdem komme ich gerne in die Teestube“, erzählt er. „Ich kann mich hier aufhalten, ohne viel Geld für Kaffee auszugeben, treffe alte Bekannte und manchmal gibt es kulturelle Angebote. Wenn ich mal nicht weiter weiß, bekomme ich auch Hilfe. Außerdem behandelt man mich hier respektvoll.“

Die Teestube Konkret ist eine von fünf Einrichtungen der Wohnungsnotfallhilfe der Regionalen Diakonie Darmstadt-Dieburg. Die ambulante Beratungsstelle mit angegliedertem Tagesaufenthaltsbereich kümmert sich um Menschen in Wohnungsnot.

Zahl der Besucher mehr als verdoppelt

Leiterin Nicole Frölich kennt die Teestube schon seit ihrem Praktikum während des Studiums. „Damals kannten wir noch jede Besucherin und jeden Besucher, alles war recht überschaubar. An Tagen, an denen es voll war, kamen maximal 30 bis 40 Personen“, berichtet Frölich. „Heutzutage besuchen uns auch mal 85 bis 90 Personen“. Seit 21 Jahren arbeitet die Sozialpädagogin mittlerweile in der Teestube. Zudem verantwortet sie seit 2012 den gesamten Bereich Wohnungsnotfallhilfe bei der Regionalen Diakonie Darmstadt-Dieburg.

Hintergrund

13,57 Mio. Euro vom LWV

Der Verwaltungsausschuss des LWV hat für 2024 eine Förde­rung der Fachberatungsstellen und Tagesaufenthaltsstätten für alleinstehende Wohnungs­lose in Hessen in Höhe von insgesamt 13,57 Millionen Euro beschlossen. Für die Aufgaben der niedrig­schwelli­gen Hilfeeinrich­tungen stellt der LWV Hessen als überört­licher Träger der Sozialhilfe rund 761.500 Euro mehr zur Verfügung als im vorigen Jahr.

In ganz Hessen gibt es derzeit 40 Fachberatungsstellen und Tagesaufenthaltsstätten für alleinstehende Wohnungslose. Die finanzielle Unterstützung richtet sich vor allem nach dem Umfang des Leistungsan­gebots und der Personal- und Sachausstattung. Die Teestube KONKRET der Regionalen Diakonie Darmstadt-Dieburg wird dabei mit fast einer halben Million Euro unter­stützt.

<div class="csc-default"><h2>Hintergrund</h2><div class="body"><h3>13,57 Mio. Euro vom LWV</h3> <p>Der Verwaltungsausschuss des LWV hat für 2024 eine Förde­rung der Fachberatungsstellen und Tagesaufenthaltsstätten für alleinstehende Wohnungs­lose in Hessen in Höhe von insgesamt 13,57 Millionen Euro beschlossen.&nbsp;Für die Aufgaben der niedrig­schwelli­gen Hilfeeinrich­tungen stellt der LWV Hessen als überört­licher Träger der Sozialhilfe rund 761.500 Euro mehr zur Verfügung als im vorigen Jahr.</p> <p>In ganz Hessen gibt es derzeit 40 Fachberatungsstellen und Tagesaufenthaltsstätten für alleinstehende Wohnungslose. Die finanzielle Unterstützung richtet sich vor allem nach dem Umfang des Leistungsan­gebots und der Personal- und Sachausstattung. Die Teestube KONKRET der Regionalen Diakonie Darmstadt-Dieburg wird dabei mit fast einer halben Million Euro unter­stützt.</p></div></div>

Bildergalerie

Die Teestube der Regionalen Diakonie Darmstadt-Dieburg von außen
Eine offene Tür für wohnungslose Menschen: die Teestube KONKRET der Regionalen Diakonie Darmstadt-DieburgBild vergrößern
Nicole Frölich im Innenhof der Teestube
Die Leiterin der Einrichtung, Nicole Frölich, im Innenhof der Teestube. (Fotos: Salome Roessler)Bild vergrößern
Volker, 65 Jahre alt, in der Darmstädter Teestube.
Volker, 65 Jahre alt, im Tages­aufenthaltsbereich der Darmstädter Teestube. Bild vergrößern
Volker hat inzwischen eine Wohnung, ist aber immer noch Stammgast. In der Teestube fühlt er sich respektiert. Bild vergrößern
Oguz, 47 Jahre, auf einer Bank vor der Teestube
Auch für Oguz, 47 Jahre, ist die Teestube eine wichtige Anlaufstelle. Bild vergrößern
Oguz und Teestuben-Leiterin Nicole Frölich
Guter Kontakt: Oguz und Teestuben-Leiterin Nicole FrölichBild vergrößern
Angeboten wird auch eine Fahrradwerkstatt als Selbsthilfeprojekt
Die Teestube bietet den Besuchern auch eine Fahrradwerkstatt als Selbsthilfe­projekt an. Bild vergrößern
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Dienstplan und Angebote am Schwarzen Brett
Der Dienstplan und die Angebote für die Besucher der Teestube...Bild vergrößern
Hinweisschild auf den Stammtisch
...wie zum Beispiel ein Stammtisch. Bild vergrößern
Inmitten des Tagesaufenthaltsbereichs: Nicole Frölich
Nicole Frölich inmitten des Tagesaufenthaltsbereichs...Bild vergrößern
Nicole Frölich in der Verbindungstür von der Küche zur Teestube
...und in der Tür zur Küche.Bild vergrößern
Stammgast Oguz in der Ambulanz.
Stammgast Oguz in der Ambulanz...Bild vergrößern
Schild mit Sprechstunde der Krankenschwester
...mit regel­mäßiger Betreuung.Bild vergrößern
Ulrike Gote am Rednerpult im Ständesaal bei der Begrüßungbegrüßte zum Fachtag die Leiterinnen und Leiter der Wohnungslosenhilfe-Einrichtungen.
Ulrike Gote, Erste Beigeordnete des LWV, begrüßte zum Fachtag die Experten der Wohnungslosenhilfe aus ganz Hessen. Bild vergrößern
Teestuben-Leiterin Nicole Frölich (l.) beim LWV-Fachtag mit Stephan Lichtblau.
Teestuben-Leiterin Nicole Frölich (l.) mit Stephan Lichtblau, zuständig für die Leistungen für Wohnungslose beim LWV.Bild vergrößern
Eine Kleingruppe im regen Austausch
In Kleingruppen tauschten sich die rund 60 Expertinnen und Experten der ambulanten Wohnungslosenhilfe aus.Bild vergrößern
Pinwand mit den gesammelten Ergebnissen
Eine Pin­wand voller Ergebnisse. Bild vergrößern


Doch nicht nur die Zahl der Besucherinnen und Besucher ist größer geworden, auch ihre Bedürfnisse sind unterschiedlicher. „Manche wärmen sich auf und halten ein Schwätzchen bei Kaffee oder Tee. Andere kommen zur Beratung, holen ihre Post ab oder lassen sich in der Straßenambulanz medizinisch versorgen“, beschreibt Frölich.

LWV-Fachtag: Blick über den Tellerrand

Mit rund 60 anderen Expertinnen und Experten der ambulanten Wohnungslosenhilfe ging Frölich jetzt bei einem Fachtag des LWV Hessen in den Austausch. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Wohnungsnotfallhilfe. „Das unterste Netz“, wie es Frölich eindringlich beschreibt. „Nach uns kommen nur noch die Straße, das Krankenhaus und der Friedhof.“ Ulrike Gote, Erste Beigeordnete des LWV Hessen, lud die Teilnehmenden ein „sich mit allem einzubringen und Lösungen zu entwickeln, die in der Praxis nottun.“

Besondere Herausforderungen für die Beschäftigten der Wohnungsnotfallhilfe seien die steigende Zahl an psychisch kranken Menschen, die zunehmende Aggression und Sprachbarrieren. Der Fachtag bot die Gelegenheit, aktuelle Probleme zu benennen, konkrete Lösungsansätze zu finden und zukunftsweisende Weichen zu stellen. Stephan Lichtblau, Leiter für den Funktionsbereich Leistungen nach § 67 SGB XII beim LWV Hessen, stellte als Fazit abschließend fest: „Man muss das System an die Leute bringen und danach die Leute in das System.“

Als ein wichtiger Bestandteil der ambulanten Wohnungslosenhilfe wurde die Vernetzung hervorgehoben. Auch für Frölich ein wichtiger Aspekt: „Mir ist es immer wichtig zu schauen, was andere machen, wie sie Probleme lösen."

Sozialpädagogische Unterstützung

Erkenntnisse, die sie jetzt wieder in die Teestube mitnimmt. Und für Klienten wie Oguz nutzen kann. Er wohnt seit eineinhalb Jahren in einer eigenen Wohnung und erhält sozialpädagogische Unterstützung (§ 67 SGB XII) bei der Bewältigung seines Alltags. Davor lebte er im Z14, einem Wohn- und Übernachtungsheim für wohnungslose Männer in Darmstadt. Die Teestube gehört weiterhin zu seinen Anlaufstellen. „In der Teestube wasche ich meine Wäsche. Im Frühjahr nehme ich gerne an den angebotenen Fahrradtouren teil. Den ganzen Tag alleine halte ich nicht aus. Um Leute zu treffen, gehe ich auch zu ‚ZwischenRäume Darmstadt‘. Dort besuche ich einen Kochkurs“, erzählt Oguz.

Dem Leben Sinn geben

„Die Menschen, die zu uns kommen, haben oft keine Familie oder Freunde. Gemeinsam Geburtstag oder Weihnachten feiern gibt es für sie nicht. Isoliert zu sein und sich nicht als Teil einer Gemeinschaft zu fühlen ist eine sehr große soziale Schwierigkeit“, sagt Frölich. „Das gilt es in einer Einrichtung wie der Teestube aufzubrechen."

Auch, den Menschen wieder einen Sinn im Leben zu geben. Bei uns können sie sich in die Gemeinschaft einbringen, indem sie kleine Aufgaben übernehmen. Das baut das Selbstbewusstsein auf und gibt ein Gefühl von Wertigkeit.“ Auch Volker hilft gerne mit. „Jetzt im Herbst fege ich das Laub im Hof zusammen. Sonntags gehe ich immer in die Kirche. Bald gibt es dort einen Brunch. Da helfe ich dann beim Tische aufbauen.“

Wohnungslose in Hessen

Rund 26.000 wohnungslose Menschen waren zum 31. Ja­nuar 2024 in Hessen in Notun­ter­künften untergebracht. 

Nicht erfasst in der Statistik sind die Menschen, die nicht institutionell versorgt sind, also auf der Straße leben oder anderweitig, etwa bei Bekann­ten ("verdeckte Wohnungs­losigkeit"), unterschlüpfen.

Weitere Informationen: Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e. V