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"Mut machen und Wege aufzeigen" Interview mit Stephan Sahm aus Rodgau, der heute mit dem Walter-Picard-Preis des LWV Hessen ausgezeichnet wurde

"Mut machen und Wege aufzeigen" Interview mit Stephan Sahm aus Rodgau, der heute mit dem Walter-Picard-Preis des LWV Hessen ausgezeichnet wurde

Frage: Sie sind über viele Jahre in der Selbsthilfe für psychisch kranke Menschen aktiv. Welches Ziel verfolgen diese Angebote?

Stephan Sahm: Unsere Selbsthilfegruppe bietet betroffenen Menschen einen geschütz-ten Raum zur Krankheits- und Problembewältigung. Wir versuchen uns im Sinne der Selbsthilfe gegenseitig zu unterstützen, nicht zu isolieren und unsere Erfahrungen auszutauschen. Ein wichtiges Ziel ist dabei die Wiedererlangung und der Erhalt psychischer Stabilität. Ich möchte Betroffenen in meinem Engagement helfen, wieder auf die Beine zu kommen. Wichtig ist mir auch, Andere zu ermutigen, ärztliche und gemeindepsychiatrische Hilfen anzunehmen.

Frage: Wo liegen nach Ihrer Einschätzung die besonderen Stärken der gemeindepsychiatrischen Netze, wo sind sie noch verbesserungsfähig?

Stephan Sahm: Der gemeindepsychiatrische Verbund im Kreis Offenbach ist meiner Meinung nach gut vernetzt; Psychiatrie-Erfahrene sollten jedoch noch mehr als bisher in gemeindepsychiatrischen Planungen gehört und in diese einbezogen werden. In Hessen fehlt nach wie vor ein PsychKG, wie z. B. in Niedersachsen. Auch gibt es bislang im Kreis Offenbach weder einen Krisendienst noch eine Beschwerdestelle. Es gibt also noch Einiges zu tun.

Frage: Was bedeutet Ihnen die Arbeit in der Selbsthilfe für Ihre persönliche Entwicklung?

Stephan Sahm: Die Arbeit verleiht mir persönlich Kontinuität und Stabilität. Es freut mich, wenn ich meine Erfahrungen an andere Menschen weitergeben kann, auch um ihnen schlechte Erfahrungen, die ich selbst in der Vergangenheit machen musste, zu ersparen. Ich möchte Mut machen und Wege aufzeigen.

Frage: Wie haben Sie reagiert, als Sie die Nachricht erhielten, dass Sie den Walter-Picard-Preis erhalten sollen?

Stephan Sahm: Mit übergroßer Freude. Ich bin glücklich darüber, dass mein 15-jähriges Engagement mit dem Walter-Picard-Preis gewürdigt wird.

Interview: Jörg Daniel